Als Sucker Punch damals Ghost of Tsushima veröffentlicht hat, war schnell klar: das war ein Volltreffer. Atemberaubende Landschaften, intensive Kämpfe und eine Story, die Spieler in den Bann zog. Mit Ghost of Yotei wagt das Studio nun den nächsten Schritt – aber nicht im klassischen Sinne einer direkten Fortsetzung. Stattdessen bekommen wir eine neue Heldin, eine andere Zeit und doch sehr vertraute Mechaniken. Klingt nach Risiko? Durchaus. Doch funktioniert es? Oh ja – wenn auch mit Abzügen.
Ein neuer Geist erhebt sich
Statt Jin Sakai stehen diesmal die Söldnerin Atsu und ihre tragische Vergangenheit im Mittelpunkt. Der Prolog macht sofort klar: Hier wird’s emotional, persönlich und kompromisslos. Ihre Familie wird brutal ermordet, und Jahre später begibt sie sich auf den Weg der Rache. Klingt nach einer bekannten Formel – aber die Inszenierung ist packend genug, dass man schnell wissen will: Wer steckt wirklich dahinter?
Die Geschichte entfaltet sich langsamer als erwartet, nimmt dann aber ordentlich Fahrt auf. Besonders gelungen: Die Missionen rund um die „Yotei Six“. Diese Antagonisten sind nicht einfach nur Bossgegner, sondern kommen mit kleinen Geschichten, die sie interessanter machen als bloße Schwertfutter.
Freiheit auf japanische Art
Spielerisch bleibt Sucker Punch seinem Open-World-Stil treu. Ghost of Yotei bietet eine offene Welt, die wir weitgehend frei erkunden können. Missionen lassen sich in beliebiger Reihenfolge angehen, Nebenquests verzahnen sich überraschend oft mit der Haupthandlung, und auf dem Weg stoßen wir ständig auf kleine Dramen, Geheimnisse oder Belohnungen.
Besonders charmant ist, dass die Welt wieder ohne klassischen Kompass auskommt. Stattdessen folgen wir dem Wind oder einem goldenen Vogel, der uns zu interessanten Orten führt. Es fühlt sich weniger wie „Checklistenarbeit“ an, sondern mehr wie eine echte Entdeckungsreise.
Schwert, Bogen, Klinge – und ein Odachi
Im Kampf spielt Ghost of Yotei seine Stärken voll aus. Jede Waffe hat ihr eigenes Gewicht, ihre eigene Dynamik. Ob mit Katana, Odachi oder Kurasigama – jeder Treffer fühlt sich wuchtig und befriedigend an. Tutorials erklären klar, welche Waffen gegen welche Gegnertypen am besten wirken, was gerade Neulingen hilft.
Die KI ist solide, manchmal aber ein wenig zu „höflich“. Gegner warten gelegentlich brav auf ihren Einsatz, statt dich gemeinsam zu überrennen. Das schmälert den Anspruch zwar, sorgt aber für einen schönen Spielfluss. Wer es knackiger will, kann jederzeit den Schwierigkeitsgrad hochdrehen.
Abseits der Kämpfe
Nebenmissionen sind nicht bloß Füllmaterial. Oft lernen wir NPCs kennen, die später tatsächlich eine Rolle in der Hauptstory spielen oder uns im Kampf unterstützen. So fühlt sich die Welt lebendig an.
Dazu kommt ein übersichtliches, wenn auch nicht revolutionäres Charaktersystem: Neue Waffen, aufrüstbare Rüstungen, Talismane und ein paar kleine Fertigkeitsbäume. Highlights sind kleine Gimmicks wie die „Wölfin“, die uns als tierische Begleiterin im Kampf beisteht – simpel, aber charmant.
Technik & Atmosphäre
Auf der PlayStation 5 läuft Ghost of Yotei butterweich. Im Performance-Modus gibt’s 60 FPS, im Qualitätsmodus gestochen scharfe Grafik. Raytracing ist eine Option, die vor allem in ruhigen Momenten beeindruckt. Bugs oder technische Aussetzer? Fehlanzeige – das Spiel wirkt poliert.
Besonderes Lob verdient wieder die DualSense-Integration. Ob über das Touchpad streichen, um die Shamisen zu spielen, oder kleine Interaktionen am Lagerfeuer – anfangs ist das ein Highlight. Mit der Zeit kann es sich aber etwas wiederholen. Immerhin lässt sich ein Großteil dieser Minispiele überspringen.
Und dann ist da noch die Präsentation: Die Landschaften sind schlicht atemberaubend. Ob neblige Wälder, verschneite Bergpässe oder leuchtende Herbstlandschaften – optisch ist Ghost of Yotei eine Reise wert. Abgerundet wird das Ganze durch einen Soundtrack, der sich zwischen epischen Orchesterstücken und stimmungsvollen Gesängen bewegt. Wer mag, aktiviert den Kurosawa-, Miike- oder Watanabe-Modus für unterschiedliche visuelle und akustische Stimmungen – ein schönes Extra.
Fazit: Ein sicherer Schritt nach vorn
Ghost of Yotei ist kein radikaler Neuanfang – und will es auch nicht sein. Sucker Punch spielt auf Nummer sicher, liefert aber ein Gesamtpaket, das in fast allen Bereichen überzeugt. Die Story braucht etwas Anlaufzeit, entfaltet dann aber echte Wucht. Das Gameplay ist vertraut, aber immer noch großartig, die Welt wunderschön, die Technik stabil.
Revolution? Nein.
Ein würdiger Nachfolger? Absolut.
Wer Ghost of Tsushima mochte, wird hier wieder stundenlang versinken.
Pro & Contra
Pro
- Spannende, wenn auch langsam startende Geschichte
- Fantastische, atmosphärische Welt
- Flüssige, wuchtige Kämpfe mit abwechslungsreichen Waffen
- Starke Präsentation (Grafik, Soundtrack, Synchronisation)
- DualSense wird clever genutzt
- Nebenquests haben echten Mehrwert
Contra
- KI gelegentlich etwas zu passiv
- Wenig echte Neuerungen im Vergleich zum Vorgänger
- Mini-Games per Touchpad wirken auf Dauer repetitiv
Bewertung: 8 / 10
Ghost of Yotei ist ein wunderschönes, detailverliebtes Open-World-Spiel, das zwar nicht mutig genug ist, neue Wege zu gehen, aber alles, was es macht, verdammt gut macht. Ein Muss für Fans von Samurai-Epen und für alle, die sich noch einmal in ein atmosphärisches Japan stürzen wollen.
Ich finde es toll, dass das Spiel eine neue Heldin hat. Atsus Geschichte klingt spannend und traurig. Die offene Welt ohne Kompass ist eine interessante Idee, ich mag es, die Dinge selbst zu entdecken. Die Kämpfe mit verschiedenen Waffen scheinen auch sehr aufregend zu sein!
Die Kämpfe scheinen spannend zu sein. Ich hoffe, die Nebenquests sind auch gut.
Das Spiel sieht gut aus und hat eine interessante Geschichte. Ich werde es mir vielleicht mal ansehen.