In Frankreich hat der lang erwartete Gerichtsprozess gegen drei ehemalige Ubisoft-Führungskräfte begonnen. Die Vorwürfe reichen von sexueller Belästigung und versuchter sexueller Nötigung bis hin zu psychischem Missbrauch am Arbeitsplatz. Die Verfahren finden derzeit am Strafgericht in Bobigny, einem Vorort von Paris, statt.
Wer steht vor Gericht?
Die drei angeklagten ehemaligen Ubisoft-Mitarbeiter sind:
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Serge Hascoët – ehemaliger Chief Creative Officer
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Tommy François – Ex-Vizepräsident für Redaktion und Kreativservices
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Guillaume Patrux – ehemaliger Game Director
Alle drei wurden bereits 2020 im Zuge der Enthüllungen entlassen oder traten zurück. Die damalige Enthüllungswelle rund um toxische Unternehmenskultur brachte Ubisoft stark in die Kritik.
Diese Vorwürfe stehen im Raum
Insgesamt sollen im Verlauf der Woche drei Männer und sechs Frauen im Zeugenstand aussagen. Sie berichten von teils verstörenden Vorfällen, die sich zwischen 2012 und 2020 innerhalb des Unternehmens abgespielt haben sollen.
Serge Hascoët
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Soll in einem Meeting vorgeschlagen haben, Sex mit einer Mitarbeiterin zu haben, um sie zu „beruhigen“
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Fragte eine muslimische Kollegin nach den Pariser Terroranschlägen 2015, ob sie den Islamischen Staat unterstütze
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Veränderte deren Desktop-Hintergrund auf ein Speck-Sandwich während des Ramadans
Guillaume Patrux
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Wird beschuldigt, psychischen Druck ausgeübt zu haben
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Soll Mitarbeiter eingeschüchtert, Wände geschlagen, mit Peitschen gewedelt und sogar den Bart eines Mitarbeiters angezündet haben
Tommy François
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Wird mit den schwersten Vorwürfen konfrontiert
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Spielte laut Anklage pornografische Inhalte in Großraumbüros ab
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Kommentierte regelmäßig das Aussehen weiblicher Mitarbeiter
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Zwang eine neue Mitarbeiterin zu einem Handstand im Rock und fesselte sie angeblich an einen Stuhl, um sie im Aufzug auf eine andere Etage zu schicken
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Versuchte, bei einer Weihnachtsfeier eine junge Mitarbeiterin gegen ihren Willen zu küssen, während andere sie festhielten
Ubisoft versprach 2020 tiefgreifende Veränderungen
Nach den Enthüllungen im Jahr 2020 versprach CEO Yves Guillemot, Ubisoft werde sich einer umfassenden Reform der Unternehmenskultur unterziehen. Doch laut internen Untersuchungen soll eine „Kultur der Angst“ geherrscht haben – viele Betroffene hätten sich aus Angst vor Repressalien nicht getraut, offizielle Beschwerden einzureichen.
Die Angeklagten weisen die Vorwürfe zurück
Alle drei Beschuldigten bestreiten die Anschuldigungen vehement. Laut The Guardian erklärte Hascoëts Anwalt:
„Serge Hascoët bestreitet kategorisch, jemals einen Kollegen belästigt zu haben. Er hatte keinerlei Kenntnis von etwaigen Fehlverhalten durch Kollegen bei Ubisoft und erhielt auch keine Meldungen darüber.“
Einschätzung & Ausblick
Dieser Prozess markiert einen Meilenstein in der Aufarbeitung toxischer Strukturen innerhalb großer Spielestudios. Unabhängig vom Ausgang könnte das Urteil ein starkes Signal an die gesamte Gaming-Branche senden – sowohl was Verantwortlichkeit als auch den Umgang mit Machtmissbrauch angeht.
Der Prozess soll voraussichtlich bis Ende der Woche andauern. PlayStationInfo.de bleibt für euch dran und berichtet über neue Entwicklungen.
Quelle:https://www.stern.de/news/prozess-gegen-ex-ubisoft-manager-wegen-sexueller-belaestigung-verschoben-35537962.html